Dort, wo die Hüften die Hosen tragen,
Wäre es – um nicht zu sagen:
Ist ein Sonnenbrand unangenehm.
Nach sieben Wochen jetzt trotzdem geschehen.Ich trage seit längstem längere Shorts, stets die gleichen
Während die Badehosen nicht ganz so weit reichen.
Nun lagen wir lesend am Strand – eh beschattet
Sowie sorgfältig mit Crème Solaire ausgestattet.
Und doch ungewohnt der Sonne entblößt,
Hatt ich bald meine madige Farbe verbüßt.Ein Sonnenbrand allein tät mir
Den Tag noch nicht verderben.
Doch als der Römer auf ein Bier
hinzustoß, wollt ich sterben.Weil er Umweltschutz für die UN diskutiert.
Weil er auf Einladung hier ist und sich nicht geniert,
Fröhlich französische Lieder zu singen
Und lachend überall ein Gespräch zu beginnen.
Weil er den halben Pazifik durchtaucht
(wobei er nur die Luft seiner Lunge gebraucht).
Weil er “all of the Roman languages” spricht
Portugiesisch am liebsten; Rumänisch wohl nicht.
Weil er nachts am Himmel die Sternbilder zeigt
Auch wenn Cassiopeia sich in ein M verneigt.
Weil sein Hemd an den Schultern grad etwas spannt,
Die funkelnden Augen, die kräftige Hand…
Weil er gern nach dem Essen Zigarren raucht.
Den, en somme, hätte ich echt nicht gebraucht.
Kategorie: Allgemein
Zf1G (15): Zugegeben
Beim Segeln und beim Baden
Scheint Sonne auf die Waden.
Hab ich mich denn gut eingeschmiert?
Ich dachte schon, nur wer zu viert
In einem Segelboot rumsteht
Der merkt nicht, wie die Zeit vergeht.
Und selbst der Sonnenuntergang
Reicht noch bis hinters Knie mir ran.
Wer abends Richtung Oster fährt,
Dem hat sich After-Sun bewährt.
Rückblicke
Es ist nicht so einfach mit dem Schreiben. Ich mein, es ist nicht so einfach mit dem Leben in the first place. Und die beiden hängen ja zusammen.
Ich hab mir schon vorgestellt, ich schreib dann einfach wieder. Am Abend hinsetzen und die Gedanken des Tages irgendwie unterbringen in den Worten und ein Bild dazu und irgendwie dann die Freude, was getan zu haben und irgendwie auch in Kontakt getreten zu sein. Die Bedürfnisse sind überschaubar. Aber es ging dann einfach nicht, zumindest einfach nicht so einfach.
Segeln war gut. Und dabei so fordernd. Da hab ich mich am Abend nicht hingesetzt, da hab ich mich hingelegt am Abend, weil am nächsten Tag ging s weiter. Wenn man in zwei Wochen um die kanarischen Inseln segeln möchte, muss man sich offenbar dranhalten. Am Anfang sind wir gleich mal zweimal durch die Nacht gesegelt. Das war nur mittel ein Spaß, die Andrea hat rückblickend einmal vorsichtig formuliert: „There were moments, when I didn’t enjoy the banter.“ Das hat s ganz gut getroffen. Es war dann einfach zu viel für den Anfang: Drei Stunden Segeln, drei Stunden Schlafen… von sieben bis sieben.
Wenigstens waren wir dann einmal auf Fuerteventura und dann auf Gran Canaria. Das war der Deal: wir hatten ein Rettungsboot zum Service zu bringen. Und dann hätten wir ruhiger unterwegs sein können. Das hat auch funktioniert für ein paar Tage, da sind wir gemütlich nach Tenerifa, nach La Gomera und schließlich nach La Palma gesegelt, schöne Tagespassagen, alles fein. Der Vorteil in der Nacht, hat sich dann herausgestellt, ist das mit der Sonne. Aber das war im Grunde auch ok, ich lerne großzügig mit der Sonnencreme zu sein. Ich halte mich mittlerweile an das Credo „Wer aus dem Urlaub Sonnencreme mit heimbringt, hat zu wenig verwendet.“
Aber dann hat sich herausgestellt, der Wind kommt jetzt von Osten. Das gibt s normalerweise überhaupt nicht, da ist immer ein Nordwind und das ist wunderbar gemütlich, da auf einem beam reach heimzufahren. Die deutschen Bezeichnungen in dem ganzen Segelbusiness sind übrigens dermaßen archaisch oder zumindest sind das auch alles Vokabeln, die man auf die eine oder andere Art auswendig lernen müsste, da kann man wirklich gleich die englischen Begriffe lernen. Aber für wer will:
A beam reach is when the true wind is at a right angle to the direction of motion.
en.wikipedia.org
Halber Wind bezeichnet einen Kurs, bei dem der Verklicker ungefähr rechtwinklig ausweht, der scheinbare Wind also mit ungefähr 90° einfällt. Die Segel werden im Vergleich zum Am-Wind-Kurs etwas geöffnet („die Schoten gefiert“). Während auf einem Halbwindkurs nach wie vor der größte Teil des Vortriebs durch Strömung am Segel hervorgerufen wird, ist ein weiterer Teil auch auf Winddruck auf das Segel zurückzuführen.
de.wikipedia.org
Also ja. Interessant ist bei den beiden aber, dass die englische Bezeichnung vom true wind ausgeht, also der Wind, der auf ein ruhendes Segelboot einwirkt. Während auf Deutsch sinnvollerweise der scheinbare Wind herangezogen wird, der sich aus dem true wind plus dem Fahrtwind ergibt. Und das ist der Wind, wie er sich letztlich auf das Boot auswirkt.
Ja, es ist jetzt nicht so, als ob ich nichts lernen würde, in meinen Kursen.
Na auf jeden Fall haben wir uns dann erst wieder beeilen müssen, La Palma hinter uns gelassen und in einem Mordsaufwand 48 Stunden lang die ganze Strecke wieder zurückgesegelt. Und da, muss ich sagen, hab ich stellenweise einiges nicht mehr so wirklich genossen. Zum Beispiel, wie ich mein Fensterchen nicht ganz zugemacht hab. Das ist ja so ein Ding, irgendwie, diese Luken. Die macht man ja dicht. Und dafür gibt s eben so kleine Schnapperl. Jetzt wenn die nicht offen sind, wenn man die Luke zumacht, und sagen wir, die anderen Schnapperl zumacht. Das schaut super aus, schaut aus als wär s zu. Und da ist wirklich nur ein kleiner Spalt, klitzekleiner Spalt. Aber da kommt mitunter dann so eine Welle und da passt sehr viel Wasser durch so einen kleinen Spalt, hab ich dann gemerkt, während ich eigentlich meine Schlafstunden hatte.
Ah, das fühlt sich nicht gut an. Im ersten Moment hab ich gedacht, die anderen sind schuld. Eh klar, erster Reflex. Aber während ich dann da unter Deck im Dunkeln bisschen hin- und hergeflogen bin, auf der Suche nach was, um meine Kabine trocken zu legen, hab ich die Situation wohl halbwegs rekonstruiert. Und wie ich dann ins Cockpit raufgeschaut hab, wo Andrea und Richard ihre Segelschicht verbracht haben, da war s gar nicht mehr so anklangend gemeint, wie ich gesagt hab, dass mir gerade das Wasser durch die Luke gespritzt ist. Aber natürlich: Die zwei sind da seit Stunden gesessen und haben das Wasser zwar nicht ins Bett, aber doch ständig ins Gesicht und viel zu tief, wie sich später herausgestellt hat, in die „wasserdichten“ Jacken bekommen. Insofern durchaus zurecht, dass man mir da bisschen schnippisch drauf reagiert hat. Ich hab mich wieder hingelegt, halt um das Wasser in meiner Matratze herum. Man kriegt seinen Schlaf nicht nachgereicht.
Und ja. So wie wir dann da gesegelt sind, ist der Wind so knapp wie möglich von vorne gekommen, das heißt, dass auch die Wellen in erster Linie von vorne gekommen sind und es hat dauernd swisch-swasch-swusch gemacht. Mit jeder Welle hat s das Boot hochgehoben und wieder fallen lassen. Und im schlimmeren Fall ist die nächste Welle, beim Fallengelassenwerden dann schon da und schwappt einem drüber. Man spürt richtig, wie in dem Wort noch das Gefühl drinsteckt: Schwapp.
Und dann ist es ein fröhliches Ankommen. Das Interessante beim Ankommen ist ja auch, wie lang das dauert. Weil zwischen Land-in-Sicht und das Boot festbinden ist ein halber Tag. Bei guter Sicht. Und natürlich wollten wir nicht gleich an das erste Land, das sich uns da so gezeigt hat, weil die Westküste von Fuerteventura ist offenbar eher eine Steppe. Wir wollten nach Rubicon. Rubicon ist an der Südspitze von Lanzarote und dort sind wir eingefallen, als wären wir monatelang auf See gewesen. Aber man kann sich das so ein bisschen vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn man nach zwei Tagen ankommt und die ganzen kleinen Ärgerlichkeiten, die man am Boot schluckt, weil sie eh nur aus dem eigenen Unwohlsein stammen, die Begrenztheit, in der man nur zwischen Bett und Deck die Wahl hat, keine drei Schritte gehen kann. Ein Bad, ein Klo, eine Dusche… Aber auch: viel Bier. Zu viel Bier vielleicht. Und am zweiten Tag war die Freude dann zwar weck, aber das Upper Deck hat wieder gerufen und dann war the Scottish Bird auch wieder da. Ich hab leider ihren Namen vergessen, aber die Selbstverständlichkeit, mit der Richard sie so genannt hat, steckt mir noch in den Knochen. Ihr Mann hat sie schon am Vortag auf die Tanzfläche geholt und selbst wenn der Sänger am ersten Tag besser war, als der am zweiten, sie haben wieder die ganze Bar motiviert, zumindest für ein, zwei Nummern bisschen mit den Extremitäten zu schlenkern. Sure, mich auch. „I heard [gute Gelegenheit an dieser Stelle, einen Glaswegian Akzent einzubauen] you two were German?“ ist sie zu Andrea und mir rübergekommen. „Well,“ sag ich, „that’s not technically correct…“, aber dann denk ich mir, man kann kaum was deutscheres sagen, also lass ich s stehen.
Ich hab seither nur sehr wenig Alkohol getrunken. Wir haben dann am nächsten Tag noch ein paar Manöver gemacht, bojenförmige Personen über Bord fallen lassen, marokkanischen Minen ausgewichen, zwischen ankernden Segelbooten gekreuzt… very excited. Weil wir waren jetzt zu früh wieder daheim. Die Windprognose hat sich angeboten, die Rückfahrt anzutreiben, weil besser wäre es nicht geworden. Und das ist auf eine eigene Art erstaunlich, weil bis dahin, hat sich Peter (der Instructor, jetzt haben wir endlich alle beisammen) nie besonders am Windwetterbericht („Predict Wind? More like Guess Wind.“) orientiert. Aber scheinbar, wenn ein starker Ostwind angesagt ist, wo wir nach Osten wollen, da glaubt man s dann doch lieber.
So waren die letzten Tage aber zumindest gemütlich: In der Nach im sicheren Hafen, abends, schön essen gehen in der Marina von Puerto Calero. Und dann sogar noch ein Rugby Spiel. Weil das kann man schon auch sehen: zum letzten Rugby World Cup, war ich in Japan. Also, nicht literally zum World Cup, aber es war der World Cup in Japan und ich war in Japan. Und jetzt war ich zumindest mit einem Engländer und einem Neuseeländer unterwegs, die beide sehr interessiert waren, wie s denn da weitergeht, bei den Rugbys. Ja, und jetzt bin ich in Paris, aber psssht! Spoilers.
Dann haben wir also Rugby geschaut. Und ich muss sagen, es war schon ok. Es dauert nur 80 Minuten und irgendwie ist die Action etwas fokussierter bzw. man konnte dem allen ganz gut folgen, hat schnell gesehen, dass die eine Mannschaft halt nicht gut spielt und die andere schon. Ich glaub, das war Frankreich gegen Italien. Es hat dann irgendwie zu lange gedauert und wir hatten noch ein Bier (ja, ja, aber danach wirklich nur noch ein Bier seitdem) und dann gab s noch ein unschönes Ende, weil der Peter nicht ganz gut der Andrea zuhören wollte – nachdem er sie gefragt hat – wobei sie den Eindruck hatte, er sei mit ihr ob Gender wegen, doch anders umgegangen. Es war nicht mehr zu retten. Ich möchte sagen, ich hab s versucht, aber irgendwie bin ich mir nachher trotzdem schlecht vorgekommen, weil ich sitzengeblieben bin, als sie auf ist, mit Tränen.
Das war so ein bisschen ein Moment, in dem ich gemerkt hab, dass ich schon gern daheim bin. Und wenn das auch nur bedeutet, mehrheitlich mit Menschen umgeben zu sein, mit denen man ein gemeinsames Wertesystem teilt. Und wo man sich nicht nachher eine Woche lang daran abarbeitet, wie die Welt einfach nicht gut ist und wo man den Strich zieht und wo man aber um der eigenen Gemütlichkeit vielleicht darauf verzichtet, ein Zeichen zu setzen und zu sagen: Du hast gefragt, du kannst ihr jetzt nicht absprechen, dass sie das gefühlt hat. Nur zum Beispiel.
Und so hat das alles irgendwie unverdient ein rasches, etwas ungutes Ende genommen, schlechter Nachgeschmack inklusive. So bin ich mit diesen Gedanken noch eine Woche in Puerto del Carmen gesessen, wieder in einem etwas zu großzügigen Apartment, aber günstiger, weil 20 Minuten zum Strand und 10 Minuten zum Supermarkt. Hab mir Papayas gegessen, Brettspiele am Handy gespielt und war Tauchen mit den spanischen Tourist*innen. Aber so dieses Gefühl, wie gut das mit dem Segeln gelaufen ist, das hab ich mir diesmal nicht mitgenommen. Im Gegenteil. Das Rucken und Zucken in der Nacht, das mühsame Aufstehen um fünf in der Früh, selbst wenn s die Sonnenaufgangsschicht ist. Und halt auch das Gefühl, dass ich vielleicht immer noch eine vergleichsweise lustige Gruppe erwischt hab, mit der ich diese zwei Wochen gemeinsam geteilt habe. Aber selbst eine lustige Gruppe ist nicht dasselbe wie, sagen wir: Wohlfühlen.
Zusammengenommen hat die Idee, jetzt zwei, drei Wochen nach Amerika zu segeln einfach an Sexyness verloren gehabt. Ich segel schon gern. Aber vielleicht lieber mal mit Leuten, die ich gern hab und für die Freude. Weil es war schön. Ich find s super, zu lernen, wie sich das Boot verhält, sich lenken lässt und wo ich ein bisschen über meinen Schatten steigen muss, weil das Boot gehört so schief, sonst läuft s nicht gut. Und dann in einer Bucht zu ankern und ins Wasser zu springen – nachdem man sich versichert hat, dass der Anker hält. Vielleicht schwimmt der Richard – „last one at the beach is a rotten apple!“ – zum Strand und nach längerem Überlegen denk ich mir dann, ja, sure, why not. Und es ist ein super Gefühl, einen Strand vom Meer her zu betreten, bisschen im Sand sitzend zu Atem kommen und dann wieder zurück. Und „Wale“ zu sehen, zwei, drei Meter am Boot vorbei und Delphine, die uns begleiten und Schildkröten, die an der Wasseroberfläche herumgeworfen werden. Das sind schöne, aufregende Erfahrungen. Es ist nur schade, dass die Leute auf eine wohl ganz alltäglich Art manchmal bisserl ungut sind.
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Zf1G (14) – Santa Maria, PT
to the Americans who made me read these aloud and kindly snipped their fingers in response
Taking a break between dives
Waiting for the body to release the nitrogen
Regaining some warmth left in the deep blue.The boat rocking slowly on top
Waiting for the body to release my breakfast
With my pale face turned into a deep white.Just a seagull’s fleeting shadow
Waiting for the body to release its inflammatory response
Another layer of skin lost to the deep red.
Zf1G (13)
Ribiera Beach! The open sun
Pineapple drinks (without the fun).
The sand was black, the sea reflected
A shade of red was soon detected.
And still too soon I left to run.Ribiera Beach! All shadows quelled
Still Magical!, it was upheld.
Betwixt my blisters – lucky chance
That even with my dropped pants:
No sizzled skin from knees to belt!Ribiera Beach! Catching a wave
But Factor Fifty was naïve.
My shoulders, feet, a tad red-faced
A burn was caught while tan was chased.
Who could have thought this to be safe?Coda:
Ribiera Beach! Still in my socks:
Each grain of sand for me unlocks
Memories of sitting there together,
High-up horses, woes of weather.
A perfect fit – like Tetris blocks.
Bastille Day
Es geht so schnell, dass ich dann zum Schreiben aufgelegt bin. Ich muss nur in einem überhitzten Hotelzimmer liegen, den Blick auf generisch gestaltete Wände und schon habe ich das Gefühl, etwas zu erzählen zu haben. Oder zumindest nichts besseres zu tun als mir virtuelle Ansprache zu schaffen.
Das Leben ist schwer, stelle ich fest, als ich mich im Spiegel sehe. Die Unzufriedenheit hat sich an mir festgesetzt und zeigt sich. Die Unzufriedenheit ist halt doch ein Gesundheitsfaktor und wenn man sich nicht so genau festlegen möchte, wer man ist, dann bleibt vielleicht auch der Körper nur ungefähr in der Form. Warum, habe ich mich im Flugzeug gefragt und im Bus erinnert, warum stütze ich mich so gerne mit dem Bein an etwas gegenüber ab, im Sitzen. Um mich gerade zu halten, nämlich. Ist es, dass mein Core doch nicht so fit ist, wie ich mich über die Schwäche meiner Schulter- und Oberarmmuskulatur hinwegtröste? Dass ich kaum eine Stunde aufrecht sitzen kann?
(Es bleibt rhetorisch.)
Mah! Reisen. Man könnte sagen, es sei mir abgegangen. Das Warten und das Dem-Warten-Gegenüber-Gleichültigkeit-Zeigen, denn ich habe Zeit, ich habe nichts vor. Aber auch das Neugierig-Sein und das Die-Welt-Hereinlassen. Ich denk mir dann: das entspricht mir gut, da fühl ich mich wohl damit, dass ich nicht wissen muss, wie s geht. Dass ich mich mit einem gewissen Enthusiasmus ans Herausfinden mache. Ich komm dann so schnell ins Plaudern, ins Mir-Erzählen-Lassen. Es ist fast seltsam, wie ich aus der Situation heraus plötzlich einfach nur sein kann und wissen wollen darf.
Ach ja, auch das ist schwierig. Dass ich mir dann einen neuen Rucksack kaufe, den ich, bei näherer Betrachtung, nicht gebraucht hätte, weil da liegt auch einer mit 40l herum, oben, hinten, hinter den anderen Rucksäcken. Ich hab zu viele Rucksäcke. Wenn ich nicht Schuhe auch gekauft hätte, hätte ich jetzt mehr Rucksäcke als Schuhe. Na gut: als Paar Schuhe. Und vielleicht ist es das einfachste, nicht darüber nachzudenken, dass es problematisch erst dadurch wird, dass ich mir denke, ich sollte vielleicht anders oder ich stopf mir die Wohnung voll mit Dingen, denen ich eine Bedeutung zuschreibe, über ihren Nutzen hinaus. Aber vielleicht bin ich wirklich auch unterbeschäftigt, was ich dann in erster Linie schade fände, dass ich mich nicht zu beschäftigen…
Die Arbeit bis zehn Minuten vor dem Aufbruch grad noch so sagen-wir-mal-erledigt und dann raus bei der Tür. Ich hab einen kleinen Obstsalat im Kühlschrank stehen lassen, aber sonst lief alles prima. Gut die Schnellbahn erwischt, schon am Flughafen mit der Business-Class-Wegweiserin getratscht. Dann meinen Rucksack umgepackt, weil ich festgestellt habe, dass mein Gepäck durchgecheckt wird. Also: ich krieg s in Genf nicht raus. Zahnbürste und some Unterwäsche aus dem Rucksack gefischt und in meinen Hippiebeutel getan. Ist kein Hippiebeutel, ist mehr ein Bobosack. Aber da steckt jetzt alles drin, vom Notebook bis zur… naja. Bis zum E-Book. Es ist jetzt nicht so viel, zugegeben. Aber wenn ich was gesucht hab, hab ich s nicht gefunden, so viel dann doch.
Na und dann lag ich in der Hitze auf dem Bett mit seiner Polyesterdecke. Es ist schon lustig, wie man dann doch spürt, wenn man beim Hotel spart. Ich mein, ja. Das ist schon wild. Und immer noch 40 Euro. Mit Klo am Gang irgendwo und keinen Handtüchern. Aber zum Glück ist es so heiß, dass ich kaum zurück in meinem Zimmer angekommen bin, dass ich auch schon wieder getrocknet und wieder verschwitzt war.
Look, warum ich dann nicht runtergegangen bin und mir ein Handtuch an der Rezeption bestellt hab, das kann ich jetzt auch nicht genau sagen. Ich nehm an, es hat was damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, Geld zu sparen, wenn ich nicht vier Euro für eine Handtuchmiete ausgebe. Aber zwischendurch einen neuen Rucksack kaufen.
Nein, das spannende ist ja mehr die Motivation. So wie das hier. Dass ich kaum aus dem Haus bin, kaum meine Verpflichtungen hinter mir gelassen habe und schon so sehr das Bedürfnis habe, zu schreiben. Ja, weil: das Bedürfnis. Sofort habe ich das Gefühl, dass hier etwas beginnt, über das ich nachdenken muss, Begegnungen, die wichtig sind. Die – auch – mir gehören. Und das ist irgendwie anders, wenn ich daheim bin. Daheim ist ein Tag der andere, die Zeit vergeht, aber ich habe eigentlich keine Maßstäbe. Zuletzt habe ich angefangen zu bereuen, dass ich keine Karriere habe. Bisher war s immer die Partnerschaft, dann einmal die Familie, die ich nicht habe, nach der ich mich gesehnt habe. Und jetzt beginnt das Gefühl, dass ich zumindest Karriere hätte machen können in den letzten 10 Jahren. Dabei ist das interessant, weil ich ja eher unzufrieden bin damit, wie mich die Arbeit auf manchen Ebenen überfordert, auf anderen unterfordert.
Und ja, es war dann Bastille Tag. Und ich hab mir noch gedacht, was für viel los hier in dem kleinen Städtchen gegenüber vom Genfer Flughafen, zu dem man trotzdem eine halbe Stunde braucht. So viele Leute unterwegs und fröhliches Zusammenkommen. An einem Donnerstag. Nicht schlecht. Turns out: Jour de la bastille. Irgendwie erwischt einen dann doch oft irgendwoher der Zufall bei sowas!
Aber es ging ja doch an mir vorbei. Außer dass ein bisschen Feuerwerk, aber ich saß im Zimmer mit Blick auf den Flughafen und das Feuerwerk war auf der anderen Seite, in Frankreich, und für mich unsichtbar. Aber ich war kurz ein Essen essen, beim lokalen Thai-Laden. War ok, aber ich war auch einfach froh um was zu essen. Mit einer Selbstverständlichkeit habe ich mir meine crevettes bestellt, als sie mich nach meinem Proteinwunsch gefragt hat. Dabei war ich eh geschmeichelt, dass sie mich auf Französisch zuerst gefragt hat, ob ich denn vorbestellt hätte, vielleicht war s das. Weil im Flugzeug wiederum hab ich mich noch… naja, hat mich die eine Flugbegleiterin so eindeutig als Österreicher begrüßt. Natürlich kann das ein Zufall gewesen sein, weil sie einfach durch ihre Hellos, Good Afternoons und Griasdis rotiert und man kriegt halt, was grad kommt. Aber ich war trotzdem persönlich betroffen durch diese Identifikation.
Aber so ist das. Das Leben ist schwer und die Hälfte der Zeit erkenn ich mich als wer, der ich ungern bin. Jetzt: lieber anerkennen, was man vermeindlicherweise ist? Oder den Widerspruch steigern um das, was man sein möchte.
Zf1G (12)
Die Berge sind der Sonne näher
Da braucht es keinen Helleseher
Dass ein Gedicht zum Hautverbrennen
Ein weiteres, darf ich bekennen.
Am Wanderweg brav Sonnencreme
Und doch im Tal bin ich bequem
„Dein Kopf schaut schon aus wie dein Schört,“
Hab ich mir bald drauf angehört.
So schmiert ich statt der Prävention
Dann meine After-Sun-Lotion
Und siehe da: auch sie verhindert
Dass ich komplett entstellt, behindert
Am nächsten Tag beim Paragleiten
Segle durch der Lüfte Weiten.
Jedoch die Disziplin ist hin
Und auch beim Abstieg Richtung Wien
Gibt s Faktor fünfzig nur ganz dünn.
Im Schatten noch der Hohen Wand
Hol ich mir einen Sonnenbrand
Rot schimmert meine Haut, die zarte.
*Warte
Zf1G (11)
Stadtwanderwegen mich verschrieben
Ging ich sonntags Nummer sieben:
Des Weizens warmen Brauntons statt,
Ist mir das Rot, das Mohn sonst hat,
Auf Hals und Schultern mir geblieben.